E-Food – Die letzte Meile als größte Herausforderung [5 Lesetipps]

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Quelle: pexels

Onlineshopping ist längst eine feste Größe im deutschen Handel. Es gibt jedoch Branchen, in der die Digitalisierung langsamer vorangeht. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverband Deutschlands Bitkom erreicht der Online-Lebensmittelhandel, trotz seines Wachstums, kaum neue Kunden. Wie ist das möglich?

Der E-Food-Markt steht zudem vor einer großen Herausforderung: die Lieferung der Genussmittel. Um diese zu meistern, streben Supermärkte, Discounter und Händler nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell.

Heute erklären wir, was der aktuelle Stand dieser einzigartigen Branche ist und welche Trends sich für eine effiziente und verlockende Logistik abzeichnen.

Der Status Quo des E-Food-Markts

Obwohl sich gut ein Drittel aller befragten Verbraucher vorstellen kann, in Zukunft Lebensmittel oder Getränke online zu kaufen, ist die Anzahl der Internetnutzer, die Lebensmittel im Web bestellen, nur minimal (um ein Prozent) gestiegen.

NISCHE
Die folgende Grafik zeigt die am häufigsten online gekauften Lebensmittel: Süßwaren, Fertiggerichte und Konserven, alkoholische Getränke und spezielle Lebensmittel (laktosefrei, glutenfrei, vegan). Frische Produkte rangieren hingegen unten auf der Einkaufsliste, da die Verbraucher bevorzugen, solche Produkte vor dem Einkauf zu sehen, anzufassen und selbst auszuwählen. Der Verkauf von unvergänglichen und speziellen Produkten im Internet wird daher zu einem Nischenmarkt, von dem Fachhändler profitieren.

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Quelle: Statista/Bitkom

LOKAL
Die Mehrheit der bestehenden Lebensmittel-Lieferservices werden in Metropolen angeboten. Der E-Food-Markt ist nicht flächendeckend, sondern überwiegend lokal und urban. Daher sind die Chancen, dass er sich zu einem etablierten Markt entwickelt, gering.

In Deutschland war Rewe digitaler Vorreiter und ist mit seinem Lieferservice in über 70 Städten vertreten. Amazon brachte seinen Lebensmittel-Lieferdienst in Berlin, Hamburg und zuletzt München an den Start, während Edeka mit Bringmeister in München und Berlin experimentiert.

Tatsächlich haben nur 21 Prozent der Konsumenten, die in ländlichen Regionen wohnen, schon einmal Lebensmittel online gekauft. Im Gegensatz dazu hat mehr als jeder Dritte Städtler (37 Prozent) diese Güter bereits im Web geordert.

» Mit zunehmender Bekanntheit und innovativen Logistiklösungen werden auch im Online-Lebensmittelhandel die Umsätze steigen“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. «

Vom eigenem Shop zum Marktplatz?

Die größten Player – außer Rewe – beschränken ihren Lieferservice auf bestimmte Städte, um die Rentabilität ihrer eigenen Infrastruktur sicherzustellen. Für kleine und mittlere Händler ist dies keine Option, weil die dazugehörige Investition sehr kostenintensiv und riskant ist.

Aus diesem Grund macht es mehr Sinn, das Risiko und die Kostendeckung auf Marktplätze abzuwälzen. Die Bayrische Supermarktkette Feneberg hat ihren Onlineshop Freshfoods geschlossen und somit ihr ambitioniertes E-Food-Projekt umgestaltet. Statt im eigenen Onlineshop, verkauft Feneberg seine Lebensmittel nun auf Bringmeister, dem Edeka-Lebensmittel-Onlineshop. Außerdem kooperiert Feneberg in München mit Amazon.

Lebensmittel-Lieferservice auslagern

Anderseits versucht der Discounter Lidl noch einmal einen neuen Ansatz zur Lieferung von Lebensmitteln umzusetzen – zunächst in Irland.

Anstatt eigene Strukturen aufzubauen, hat Lidl sein Lebensmittel-Liefergeschäft in Dublin vollständig an den Partner Buymie ausgelagert. Ziel ist es, das hohe Risiko dieses preisgetriebenen Models zu verringern. Buymie ist eine mobile App für On-Demand-Lebensmittel. Die App nimmt die Bestellung aus dem Lidl-Sortiment an und schickt dann einen Personal-Shopper, der den Einkauf bei Lidl erledigt. Die Lieferung erfolgt innerhalb von einer Stunde.

Dieses Geschäftsmodell hat aber ein paar Nachteile:

      1. Die Kosten sind wesentlich höher.
      2. Der Händler kann seine Produkte nicht über eigenen Webkanäle anbieten.
      3. Der Händler ist komplett abhängig von dem Partner.

In Deutschland drängt sich auf den ersten Blick allerdings kein Partner für eine solche Kooperation auf. Auf lange Sicht gesehen könnte eine Allianz mit Getnow für Händler wie Lidl interessant sein. Außerdem kündigte Globus eine Partnerschaft mit food.de an. Auch Picnic hat große Pläne in Deutschland.

Der Trend verbreitet sich international

In den USA setzt sich jedoch diese Alternative als eine der Standardlösungen für die schnelle Lieferung von Lebensmitteln durch. Der US-Anbieter Instacart liefert seit einigen Jahren für Kroger, Costco und Aldi (USA) Lebensmittel aus. Lidl USA hat sich mit einer Partnerschaft mit dem Anbieter Shipt diesem Trend auch angeschlossen. Kunden müssen einen monatlichen (14 Dollar) oder jährlichen (99 Dollar) Beitrag zahlen, um sich beliefern zu lassen.

In Europa gewinnt Deliveroo an Bedeutung. Das Start-up bringt in den Niederlanden zusammen mit Thuisbezorgd.nl Lebensmittel nach Hause oder ins Büro. In Großbritannien kooperiert Deliveroo mittlerweile mit The Co-Op, um Nutzer in ausgewählten Städten ihren kompletten Lebensmitteleinkauf via App liefern zu lassen.

Warten wir ab, ob diese neuen Versuche den E-Food-Markt voranbringen.

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