Amazon – Irgendwas mit Weltherrschaft

Grafik:Hardi Saputra
Grafik:Hardi Saputra

Niemand würde bestreiten, dass Amazon ein umtriebiges Unternehmen ist. Dennoch kann die Glorifizierung des U.S-amerikanischen Unternehmens mitunter die Nerven strapazieren. Nichtsdestotrotz sollte man ab und zu einen Blick auf die Dinge werfen, die der The-Circle-ähnliche Branchen-Primus über die letzten Wochen entwickelt, veröffentlicht und auch verworfen hat. Zudem steht auch das Weihnachtsgeschäft vor der Tür, dass allein in Deutschland von 13.000 Saisonkräften unterstützt werden muss.
 
Was tut sich also in Seattle, wenn Amazon nicht gerade befristete Arbeitsverträge verteilt, die eigene Position in der GAFA-Ökonomie stärkt oder Echo-Geräte mit Kameras ausstattet?
 

Es weihnachtet sehr

Momentan ist es die Ruhe vor dem Sturm. Das Weihnachtsgeschäft steht an und damit auch das Pendant des Black Fridays… der Cyber Monday! Im vierten Quartal wird bekanntlich am meisten umgesetzt, das gilt auch für Amazon. 2016 konnten in Q4 immerhin 43,74 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden. Beeindruckend! Fast noch beeindruckender sind jedoch die Zahlen im Hintergrund, die diesen Erfolg erst möglich machen. 13.000! Das ist nicht nur die Mitarbeiterzahl von Zalando, sondern so viele Saisonkräfte braucht Amazon alleine in Deutschland um das Weihnachtsgeschäft zu wuppen.

Neue Rekordzahlen sind auch schon für dieses Weihnachtsfest fast garantiert: Bei einer Befragung zum Kaufverhalten während der Weihnachtszeit gaben knapp 75 Prozent der Teilnehmer an, dass Amazon der bevorzugte Onlineshop für das Xmas-Shopping sei. Gefolgt von Tchibo.de… mit 3,9 Prozent. Damit steht Amazon allein auf der weiten (gewinnbringenden) Flur.

Kann denn nicht wenigstens einer an die Kinder denken?!

Was macht man eigentlich, wenn man so gut wie jede zahlkräftige Zielgruppe nahezu vollständig bedienen kann? Man beginnt die heranwachsende Generation von sich zu überzeugen. Mit Amazon Teens will der Online-Versandhändler genau das tun. So können sich 13- bis 17-Jährige bei Amazon Teens Produkte auf eine Wunschliste packen, die dann direkt an die Eltern weitergeleitet wird. Dazu können Eltern die Streaming-Gewohnheiten der Sprösslinge auf Twitch überprüfen. Also quasi eine Win-Win-Situation.

Alexa, was gibt’s neues?

Und wer als Elternteil seinem Nachwuchs weiterhin misstraut, für den sind die neuen Echo-Geräte vielleicht das richtige. Na gut, die Kamera im Echo Show ist wohl eher nicht primär für die familieninterne Spionage gedacht, sondern soll der Videotelefonie dienlich sein. Dazu passt dann auch der Bildschirm, der unter anderem die Tageszusammenfassung visuell darstellen kann. Wer also noch nicht „transparent“ ist, wird es mit dem Echo Show sicherlich schnell werden.

Weitere Neuheiten: Den bisherigen (großen) Echo gibt es nun mit schickem Stoff bezogen und der Echo Plus kommt mit einem integrierten Smart Home-Hub daher. Es wundert nicht, dass die Echos mit ihrer Bewohnerin Alexa weiterentwickelt werden. Hört man Alexa mittlerweile doch schon beim Frühstück im „Witz des Tages“ bei jedem regionalen Radiosender. Offizielle Verkaufszahlen gibt es bisher noch nicht, doch schätzt man, dass in Deutschland circa eine halbe Million Echo-Geräte in den Haushalten stehen.

Wasserfeste Technik und bösartige Trolle

Als Allrounder ist Amazon auch noch in ganz anderen Bereichen umtriebig. So will man mit dem neuen Kindle weiterhin die Digitalisierung des Buchhandels vorantreiben. Das scheint bisher auch ganz gut zu laufen: Während die Gesamtumsätze – Print & E-Book zusammengenommen – jährlich sinken, steigt der Anteil am E-Book-Umsatz: 2016 lag dieser bei 1,1 Milliarden Euro, 2017 prognostiziert bei 1,3 Milliarden Euro und 2020 werden wohl in Deutschland E-Books im Wert von 1,7 Milliarden Euro verkauft werden.

Übrigens ist der neue Kindle wasserfest und kann daher auch gerne mal in die Badewanne rutschen. Endgültig versenkt hat Amazon indes Teile der eigenen Website – ganz konkret: Das Diskussionsforum. Am 13.10. wurde das Forum abgeschaltet. Aktive Nutzer scheinen sich nicht darüber zu empören. Grund dafür ist, dass die Foren in den letzten Monate eine Brutstätte resistenter Internet-Trolle – oder nach den Worten eines User „Möchtegern-Typen“ – geworden ist. Sachlich objektive Diskussionen, Hilfestellungen oder einfach freundlicher Umgang? Fehlanzeige. Die folgerichtige Entscheidung: Das Ding schließen.

Wie groß wird wohl das Social Network von Amazon Spark?
Wie groß wird wohl das Social Network von Amazon Spark?

Aber damit ist die Idee einer Plattform für den Austausch von Amazon-Usern untereinander noch lange nicht begraben. Im Gegenteil: Amazon arbeitet derweil an einem Social Network namens Spark. Auf Spark können Nutzer Fotos hochladen und diese als Stream anzeigen lassen – genau ähnlich wie bei Instagram. Bei dem Spark-Projekt kommt man leicht ins Mutmaßen, was das Ziel dieses Networks sein soll, ob Amazon Facebook und Co. Konkurrenz machen will und welche Features in Zukunft noch kommen werden.

Samstage bei Ikea? Vergangenheit!

Ohne Hot Dog und ohne Småland dafür aber sehr viel Reichweite: Gerüchten zu Folge will Ikea bald Produkte über Amazon verkaufen. Das wäre tatsächlich etwas besonderes, resümiert man die bisherige Digitalstrategie der Schweden, die da lautet „Offline first!“. Da man aber nicht nur einer der umsatzstärksten Fast-Food-Händler sein möchte, sondern auch in der Möbelbranche die Nase vorn haben will, ist eine Kooperation mit Amazon sicherlich der Schritt in die richtige Richtung. In unserem kostenlosen Whitepaper „dotSource Digital-Success Index: Home & Living“ wird der Ikea-Shop mit Onlineshops anderer Marktbegleiter, wie Home24 oder Otto, verglichen. Hier geht es zum kostenfreien Download!

Wohin geht die Reise?

Alles in allem scheint Amazon momentan nur hier und da die Wogen zu glätten. In den letzten Wochen und Monaten gab es wenige bis gar keinen „Nein, das können die doch jetzt nicht wirklich so machen?!?!?“-Moment. Das U.S.-Unternehmen fokussiert sich wohl erstmal auf Produkte, die man jetzt auf den Markt gebracht hat und die noch erfolgreicher werden sollen, wie beispielsweise Alexa oder Twitch. Vielleicht kommt zum Weihnachtsgeschäft noch eine Überraschung… darauf wetten sollte man aber nicht.

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Eine Reaktion zu “Amazon – Irgendwas mit Weltherrschaft”

  1. Guter informativer Beitrag. Dass Amazon alleiniger Marktführer ist, auch für das kommende Weihnachtsgeschäft, kommt wenig überraschend. Viel mehr sollten die restlichen Global Player versuchen, mehr vom Kuchen abzubekommen. Aktuell sehe ich da bei keinem die Mühe da etwas bewegen zu wollen.