Adobe Commerce as a Cloud Service: Was Unternehmen jetzt wissen sollten (Experteninterview) Posted on 23.06.202523.06.2025 | by Huong Tran Martin Heidenreich spricht im Experteninterview über die neue Lösung Adobe Commerce as a Cloud Service. Quelle: dotSource Adobe geht jetzt All-in: Mit Adobe Commerce as a Cloud Service (ACCS) setzt der Softwarekonzern auf eine moderne SaaS-Plattform und verzahnt damit nahtlos den Commerce-Bereich mit der Adobe Experience Cloud. Die neue Lösung verspricht eine skalierbare, wartungsarme E-Commerce-Plattform mit hochwertiger Storefront-Performance für B2C- und B2B-Unternehmen. Doch was steckt konkret hinter dieser Produktankündigung? Für wen lohnt sich der Einstieg wirklich? Und müssen sich Bestandskunden über ein Ende von Adobe Commerce On-Premise sorgen? Diese Fragen wird euch Commerce-Experte Martin Heidenreich im Handelskraft-Interview beantworten. Adobe scheint mit Adobe Commerce as a Cloud Service konsequent ihre Plattformstrategie zu optimieren. Wie schätzt du das ein? Absolut. Adobe hat bereits in der jüngsten Vergangenheit Erweiterungen des aktuellen Produkts Adobe Commerce in neuen und ausgelagerten Services realisiert. Der Fokus des neuen Commerce-Produkts liegt ausschließlich auf Microservices, entkoppeltem Frontend und Edge Delivery. Also alles, was eine konsequente Fortsetzung der eingeschlagenen Strategie darstellt und was wir auch schon aus dem Adobe Experience Manager kennen. Das Ganze hat natürlich auch ein klares Ziel: Adobe will ihre monolithischen Systeme auflösen und Wiederverwendung sowie Synergien für technologieübergreifende Use-Cases stärken. So ähnlich sieht man es auch bei Wettbewerbern wie Salesforce mit der Plattformstrategie und commercetools mit dem Microservice-Ansatz. Dennoch hebt sich Adobe hier ab, weil sie im Moment alle Betriebsmodelle anbieten, sprich On-Premise, PaaS und nun auch SaaS. So bleibt Adobe ein potenzieller Anbieter für ein breiteres Kundenspektrum, während viele andere nur noch reines SaaS anbieten. Wie kam es eigentlich zu dieser Neuausrichtung? Da müssen wir ein bisschen zurückgehen. Adobe hat ja damals Magento übernommen und als Adobe Commerce in die eigene Experience Cloud integriert. Trotz aller Weiterentwicklungen blieb Magento aber immer ein bisschen losgelöst vom restlichen Adobe-Ökosystem. Die Verzahnung mit den anderen Adobe-Systemen war in der Vergangenheit noch nicht vollständig umgesetzt. Adobe hat seine Stärken in exzellenter Customer Experience, die mit alleinigem Adobe Commerce nur sehr aufwendig hergestellt werden konnte. Die Vorteile durch den Adobe Experience Manager oder die Frontend-Auslieferung durch Edge Delivery Services kamen daher Adobe-Commerce-Kunden nicht zugute. Adobe entwickelte also nach und nach eine neue Commerce-Lösung nativ auf der Cloud- und API-Technologie, die auch die Experience Cloud ausmacht. Wir bekamen die offizielle Ankündigung zum neuen Produkt dann im März 2025 und aktuell laufen die ersten Beta-Projekte bei Adobe Bestandskunden. Im Juli soll Startschuss sein. Ich bin gespannt, wie das neue Angebot angenommen wird. Dann lass uns näher auf das Angebot eingehen: Was für Neuerungen verspricht Adobe Commerce as a Cloud Service? Kurz gesagt: ziemlich viel. Die Plattform ist jetzt komplett service-orientiert. Die Commerce-Funktionalitäten sind in einzelne Services aufgeteilt, die man flexibel erweitern kann — auch über den Adobe Developer App Builder. Entwickler können so gezielt nur die Dienste auswählen, nutzen und optimieren, die sie wirklich brauchen. Stichwort Composable Commerce. Neu sind auch eine ganze Reihe Cloud-native Services wie intelligentes Merchandising, Katalogservice, Reporting-Tools und Payment Services. Erheblichen Mehrwert bietet zudem das integrierte Digital-Asset-Management (DAM), welches ein abgespecktes AEM Assets ist. Das ermöglicht die Strukturierung umfassender Assets, dynamische Optimierungen für unterschiedliche Verwendung wie Resize, Crop, Konvertierung sowie schnelle Bild- & Video-Auslieferung an User. Und über Adobe I/O lassen sich Drittsysteme wie ERP oder PIM flexibel anbinden. Und welche Vorteile bringen diese Neuerungen konkret? Das System ist wartungsärmer und vor allem schneller. Die Cloud-Infrastruktur wächst mit dem Geschäft und kann besser auf Lastspitzen reagieren. Der Service-Ansatz ermöglicht es, zukünftig leichter Funktionserweiterungen oder Anpassungen an Prozessen durchzuführen, ohne ein monolithisches System verbiegen zu müssen. Außerdem übernimmt Adobe das ganze Thema Updates, Patches und Security, was den Betriebsaufwand erheblich reduziert. Und durch das integrierte Continuous Deployment können neue Funktionen weit schneller live gehen. Unternehmen könnten mit dieser Lösung und ergo ihrer Plattform viel flexibler auf Marktveränderungen reagieren. Ein weiterer dicker Pluspunkt, den wir auch begrüßen: Die hohen Update-Kosten fallen weg – das war bisher eine Baustelle, die auch von Analysten wie Gartner und Forrester des Öfteren kritisiert wurde. Auch am Frontend hat sich einiges getan, oder? Auf jeden Fall. Adobe löst das Luma-Theme und PWA Studio ab und setzt durch die Entkopplung des Frontends jetzt auf die Edge Delivery Services, also auf eine Architektur mit standardisierten Schnittstellen. Auf der einen Seite können Backend und Frontend unabhängig voneinander entwickelt werden. Und auf der anderen Seite wird der Anspruch an standardisierte und abgestimmte Schnittstellen noch wichtiger. Die User können von schnelleren Ladezeiten und einer effizienteren Auslieferung des Frontends profitieren. Und das Content-Management wird durch Features wie dem neuen Storefront Builder, der ausgereiftes dokumentbasiertes oder visuelles Bearbeiten von Inhalten sowie Drag & Drop ermöglicht, stark verbessert, effizienter und leicht erweiterbar. Und natürlich möchte Adobe auch KI-seitig was anbieten: User können automatisch den Content in Varianten für unterschiedliche Zielgruppen erstellen, indem sie individuell anpassbare Frontend-Themes nutzen oder A/B- bzw. multivariate Tests aufsetzen, die direkt über Edge Delivery ausgeliefert werden. Das klingt alles richtig gut. Aber: Ist die neue Adobe-Cloud-Strategie auch für alle geeignet? Ich denke eher nein. Adobe spricht hauptsächlich mittelständische bis große, digital skalierende B2C- und B2B-Unternehmen mit komplexen Handelsmodellen an. Wer eine Omnichannel-Strategie verfolgt, international aktiv ist und verschiedene Adobe-Tools wie AEM, Target oder Marketo bereits nutzt, wird hier einen hochperformanten Boost bekommen, der vor allem mit schnelleren Ladezeiten trumpft. Technisch ist die Architektur state-of-the-Art und Ziel vieler Unternehmen. Entkoppelte Frontends und Service-Orientierung haben jedoch auch ihren Preis. Ansonsten sehe ich noch Potenzial bei wachsenden Mittelständlern, die sowieso gerade einen DXP-Ansatz planen. Am Ende muss man das Ganze realistisch bewerten: Nicht jedes Unternehmen braucht dieses Enterprise-Set-up. Es gibt zum Beispiel auch Kunden, die wieder zurück auf Magento Open Source wechseln werden, weil es besser zu ihrem Budget und Anwendungsfall passt. Also wird die Preisgestaltung entsprechend aussehen? Offiziell gibt es noch keine Preisliste. Ich kann mir gut vorstellen, dass Adobe auch attraktive Kombipakete, bspw. mit AEM anbieten wird. Aber ja: Die Lösung wird im Enterprise-Bereich angesiedelt sein – mit entsprechendem Investitionsbedarf und Lizenzkosten. Und was passiert mit den bisherigen On-Premise-Kunden? Müssen die jetzt wechseln? Nein, akut müssen sich die Unternehmen da keine Sorgen machen. Die On-Premise- und PaaS-Modelle bleiben ganz normal verfügbar und werden auch weiterhin von Adobe unterstützt – inklusive regelmäßiger Sicherheits- und Qualitätsupdates. Aber klar ist auch: Die Zukunft liegt in der Cloud. Neue Features entstehen primär für Adobe Commerce as a Cloud Service. Welche Optionen haben Unternehmen jetzt konkret? Ich sehe da drei. Erstens: Sie können mittelfristig auf die neue Cloud-Lösung setzen. Im Rahmen des bestehenden Early-Adaptor-Programms von Adobe bietet sich eine technische Validierung durch einen Proof-Of-Concept an. Ein schrittweises Herauslösen von Anpassungen und Individualisierungen im Rahmen einer Migration ist also durchaus möglich. Aber: Die Technologiebasis wäre grundsätzlich neu, weswegen nicht jedes Customising einfach übernommen werden könnte. Ergo sollte man hier den Aufwand nicht unterschätzen. Wer dagegen einen überschaubaren Commerce-Umfang braucht, kann, zweitens, weiterhin Magento Open Source als schlanke, aber leistungsfähige Lösung nutzen. Drittens gibt es immer die Möglichkeit, sich andere Anbieter am Markt anzuschauen und zu prüfen, was strategisch besser passt. Adobe Commerce as a Cloud – Ja, Nein, Vielleicht? Adobe Commerce as a Cloud Service, Magento Open Source oder vielleicht ein anderer Anbieter: Die Wahl der richtigen Plattform kann den Unterschied machen. Und entsprechend hart kann die Entscheidung sein. Die Experten von dotSource stehen euch gerne für ein unverbindliches Gespräch zur Verfügung, um gemeinsam eure Bedürfnisse zu analysieren und die passende Lösung zu finden. Jetzt unverbindlich Kontakt aufnehmen Jetzt teilen (6 Bewertung(en), Schnitt: 4,33 von 5)Loading... Categories News