Globetrotter.de steigt von eigenem Shopsystem auf Magento um

Globetrotter.de, einer der größten deutschen Online-Shops, der sich auf den Vertrieb von Ausrüstung für den Reisebedarf spezialisiert hat, steigt 2010 vollständig auf Magento um, so die Meldung des t3n-Magazins in der aktuellen Ausgabe (Nr. 16). Übernehmen wird jenes offensichtlich die E-Commerce-Agentur Visions.

globetrotter

Globetrotter.de, das bereits 1993 erste Gehversuche unternahm, läuft bisher auf einem eigens entwickelten Shopsystem. Die Entscheidung komplett auf Magento umzusteigen, dürfte den Online-Shop zu einem der umsatzstärksten Deutschen auf Magento-Basis machen. Wie auch auf excitingcommerce.de nachzulesen, hat das Unternehmen Globetrotter, das 950 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt und Filialen in Hamburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Bonn und Köln besitzt, im Geschäftsjahr 2008/2009 laut Pressemitteilung einen Gesamtumsatz von 205 Millionen Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Umsatzsteigerung von 27 Millionen Euro zum vorangegangen Geschäftsjahr (178 Millionen Euro). Glaubt man dem Unternehmen, so fallen knapp 75 Millionen Euro davon auf den E-Commerce-Umsatz.

magentoDie Entscheidung auf Magento umzusteigen, wird von Einigen noch mit Skepsis betrachtet. Alexander Graf, beispielsweise, sieht in dieser Entscheidung einen Fehler, da seiner Meinung nach solch ein spezielles Sortiment, wie es bei Globetrotter.de angeboten wird, in einer individuellen Umsetzung besser positioniert ist, da so langfristig Zusatzservices eingebunden werden können. Die Online-Shops, die bisher auf Magento gebaut wurden, wissen jedoch wie flexibel sich die Software an die eigenen Wünsche anpassen lässt.

Erst Anfang des Jahres hat der Jack-Wolfskin-Online-Shop auf Magento umgestellt, den Globetrotter zwar nicht betreibt, für den es aber den Versand übernimmt. Offensichtlich scheinen die Erfahrungen mit der Open-Source-Software hervorragend zu sein.

jackwolfskin

Das Problem bei hauseigen entwickelten Shopsystemen ist wohl, dass neben der Freimachung von HR vor allem der Aspekt, Änderungen eines individuellen Shopsystems erst dann vornehmen zu können, wenn man die gesamte Entwicklung akribisch dokumentiert hat. Dagegen spricht in erster Linie erstmal gar nichts, jedoch muss sich jeder Betreiber eines Online-Shops die Frage stellen, inwiefern er auf diesem Gebiet Kompetenzen aufweisen kann und ob man mit einer bestehenden und bereits erfolgreich erprobten Shoplösung – längerfristig auch finanziell (!!!) – nicht besser fährt. Jenes ist eine Entscheidung, die Globetrotter damit wohl gefällt hat.

Zumal Globetrotter mit seinem Online-Shop, und den darin eingebauten Social-Commerce-Features, ein für den Kunden vielfältigsten und spannendsten Shop im deutschen Raum anbietet.

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7 Reaktionen zu “Globetrotter.de steigt von eigenem Shopsystem auf Magento um”

  1. Hallo Sebastian,

    ich muss dir zustimmen, das Selbstbaulösungen in letzter Zeit gern gemacht werden. In meinen Augen ist es aber einfach oft eine Überschätzung der IT Abteilung bzw. das nicht reagieren des Dienstleisters auf die Anforderungen des Kunden.

    Ich halte es persönlich auch für den falschen Weg von Unternehmen, welche ihre Kernkompetenz eigentlich im Handel haben. Ich denke das auf diesem Wege sehr viel Geld verbrannt wird, anstatt sich vielleicht bei einem anderen Dienstleister eine Beratung zu holen.

    Schuster bleib bei deinen Leisten, zählt gerade in dem Bereich, da die Firmen seltenst mit Ihrer Speziallösung noch zusätzlich Einnahmen generieren. Aber natürlich haben „ältere“ eCommerce Systeme genau diese Schwachstelle, eben nicht mehr Erweiterbar zu sein und somit auch nicht mehr Zeitgemäß auf die Anforderung der Kunden eingegangen werden kann. Ich finde das Magento (und auch andere hochpreisigere Lösungen) dieses Problem gut erkannt und dem auch mit Lösungsansätzen entgegnet haben.

    Das es (bis auf einige Ausnahmen) keine Out of the Box Lösungen gibt, liegt meines Erachtens auch eher daran das jeder Kunde, genau an dieser Stelle eine Individuallösung bevorzugt. Natürlich spielt auch hier wieder das Pricing eine Rolle – es ist nunmal auf den ersten Blick günstiger einen IT Fachmann anzustellen, anstatt sich auf einen Dienstleister verlassen zu müssen – jedoch sehe ich, wie schon oben gesagt, hierbei eine trügerische Sicherheit, welche sich in Zukunft durchaus rächen könnte.
    Genau deshalb hat sich IMHO dieser Industriezweig entwickelt, weil man eben einerseits Fachkompetenz aufgebaut hat und andererseits es eben doch Standards gibt die sich über die Zeit etablieren – im Bereich Social Commerce ist es eben noch sehr früh für wirkliche Standards.

    Just my 2 cent…

  2. Wir beobachten Magento nun schon seit mehreren Monaten, und konnten einige wichtige und auch sehr Interessante Veränderungen feststellen. Wie die Pro Release von Magento beweist möchte man nun doch in die Kommerzielle Liga der eCommerce Anbieter aufsteigen, was Ihnen auch bestimmt gelingen wird nur ist unserer Meinung nach Magento noch nicht Interessant genug für den Deutschen Markt, erst recht nicht für einen Anbieter wie Globetrotter der doch sehr individuelle Bedürfnisse an ein eCommerce-System stellt.

  3. @ Gonzo:

    > Ich halte es [Bezug: Selbstbau-Lösungen] persönlich
    > auch für den falschen Weg von Unternehmen, welche
    > ihre Kernkompetenz eigentlich im Handel haben. Ich
    > denke das auf diesem Wege sehr viel Geld verbrannt
    > wird […]

    Vollste Zustimmung. Zumal die wesentlichen Prozesse im Handel ähnlich ablaufen, ungeachtet der Branche, und es naheliegend ist, für Standard-Prozesse (je nach Anforderung mehr oder weniger stark modifizierte) Standard-Lösungen einzusetzen.

    Ich bin mir sicher, dass der Einsatz von Selbstbau-Lösungen langfristig teuerer ist als der Einsatz modifizierter Standard-Systeme. Letztere werden von Menschen entwickelt, deren Kernkompetenz genau das ist – und die für diverse Kunden entwickeln und so viel eher frei von „Betriebsblindheit“ sind.

    Man muss das Rad in aller Regel nicht neu erfinden (die sehr wenigen Ausnahmen, bei denen das erforderlich ist, bestätigen vorgenannte Regel).

    Zweifellos bedarf es fundierter technischer und organisatorischer Kenntnisse, um E-Commerce erfolgreich zu betreiben. Das heisst aber keinesfalls, dass der Shopbetreiber Systeme wie Online-Shop oder Warenwirtschaft/ERP inhouse entwickeln sollte (ich kenne tatsächlich Anbieter, die eine komplett in Eigenarbeit produzierte Warenwirtschaft einsetzen!).