Verbindung herstellen – Digital Commerce mit APIs und Microservices

Quelle: dotSource
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Jeder kennt den Begriff der eierlegenden Wollmilchsau. Ebenso weiß jeder, dass es sich dabei um eine Utopie der BWL handelt, frei nach dem Motto: Schön wär‘s! Doch Eier legen, Milch geben sowie Fleisch und Wolle erzeugen ist eben komplex.
 
Ähnlich komplex und individuell sind die Anforderungen an technische Systeme im digitalen Handel. Ressourcenplanung, Warenwirtschaft, Logistik, Marketing, Vertrieb und Services müssen heute eng verzahnt sein. Zugleich flexibel genug, um auf Veränderungen reagieren zu können.
 
Daraus folgen zwei polare Lösungsansätze der Softwarearchitektur. Auf der einen Seite umfangreiche, häufig monolithische, All-in-One-Suite-Lösungen und auf der anderen Seite die Verknüpfung von kleinen Speziallösungen als radikal flexibler Best-of-Breed-Ansatz. Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile. Die beste Wahl liegt, wie so häufig, in den grauen Facetten zwischen Schwarz und Weiß.

Wer die Wahl hat…

Der Monolith ist verlässlich. Die Standard-Features der Lösung aus einer Hand erfüllen, was sie versprechen. Der Nachteil liegt in komplexen Upgrade-Szenarien und risikoreichen Deployments. Ein Fehler kann das gesamte System lahmlegen. Hinzu kommt, dass Spitzenlasten im System mit zusätzlicher Hardware für die gesamte Software begegnet werden muss, unabhängig davon, wo die Last auftritt, beispielsweise nur im Checkout.

Wenig attraktiv wirken Standardlösungen außerdem bei einem Blick auf die Marketing Technology Landscape Supergraphic. Bildete sie 2011 rund 150 Logos ab, sind es sechs Jahre später schon sagenhafte 5381! Daraus ergibt sich leicht eine Vielzahl an Lösungskombinationen, aus der Unternehmen ihren Best Fit aus ERP-, CRM-, PIM-, Shop- und Marketing-Software auswählen können. Der Preis der Flexibilität: Die Verknüpfung der Systeme. Denn die hängt stark vom Know-how der IT-Abteilung sowie dem eigenen Geschäftsmodell ab. Steigen Komplexität und Planungsaufwand der Systemlandschaft, sind die erwarteten Vorteile in puncto Skalierbarkeit, Flexibilität und Unabhängigkeit schnell verdrängt.

Microservices und API-Commerce

Moderne Lösungen, auch eher monolithische, setzen daher auf API- und Microservice-Architektur. Über den Enterprise-Service-Bus werden Daten zwischen den betreffenden Systemen verteilt. Bestehende Lösungen können verknüpft und gegebenenfalls durch bessere ersetzt werden. Häufig entstehen so heute Hybride aus Standard-Lösung und Best-of-Breed. Lastspitzen erfordern zusätzliche Hardware oder Cloud-Ressourcen beispielsweise so nur an den belasteten Diensten.

Dem Prinzip API-Commerce hat sich der Lösungsanbieter commercetools verschrieben. Unternehmen sollen die Möglichkeit haben ihre digitale Infrastruktur so flexibel wie möglich zu gestalten. Das bekannte Video-Streaming-Portal Netflix setzt beispielsweise auf eine Kombination kleiner Anwendungen, die mittels APIs miteinander verbunden sind. Jede dieser Anwendungen wird einzeln entwickelt und betrieben und ist für einen klar abgegrenzten Teil der Technologie zuständig, die das Netflix-Angebot trägt. Das senkt die Fehleranfälligkeit des Systems. Ist etwa die Filmsuche nicht verfügbar, können Kunden Filme trotzdem weiterschauen.

Denn: Die Teams, die jeweils hinter diesen Microservices stehen, arbeiten unabhängig voneinander und können neue Funktionen in einem Bruchteil der Zeit entwickeln, testen und live nehmen. Damit sorgen diese Services für ein enormes Maß an Geschwindigkeit und Flexibilität: Sie können sich immer neu formieren, je nachdem, was der jeweilige geschäftliche Kontext erfordert.

Moderne Technologie für moderne Einkaufserfahrung

Hierzulande hat die REWE-Gruppe die Macht der kleinen Teilchen schon früh erkannt und setzt bei ihrer Digitalisierungsstrategie – allen voran dem Online-Lieferservice – auf eine Vielzahl spezialisierter und einfach zu skalierender Microservices. So kann REWE neue Funktionen schnell veröffentlichen und damit effektiv auf sich ändernde Marktanforderungen reagieren. Willkommener Nebeneffekt: Weil immer mehr Funktionen der ursprünglichen Lösung auf die Microservices übergehen, wird die gesamte Infrastruktur Stück für Stück modernisiert.

Damit ist es auch für die Nutzungsgewohnheiten und favorisierten Technologien der kommenden Generationen bestens gerüstet. Schließlich weiß niemand genau, wie Menschen in Zukunft einkaufen werden. Gerade das Internet der Dinge hält vielversprechende Möglichkeiten bereit, ebenso wie virtuelle Realität, Chatbots und künstliche Intelligenz.

Welche Möglichkeiten einer noch intuitiveren Interaktion mit Marken und Unternehmen von Kunden am Ende wirklich angenommen werden, lässt sich heute nicht mit 100 prozentiger Sicherheit vorhersagen. Wahrscheinlich ist lediglich, dass die Logik und die grundlegenden Prozesse im Handel – wie die Modellierung von Produkten und die Abbildung von Bestellungsdaten – sich nicht ändern, ganz gleich, ob Kunden über ihre Smartphone-App, eine Einkaufshilfe wie den Amazon-Dash-Button oder eine holografische Datenbrille einkaufen.

Wie flexibel ist die eigene Systemlandschaft

handelskraft2017-trendbuch-cover Commerce-Erfolg muss sich heute auch daran messen, ob die beteiligten Systeme Daten zuverlässig auch Drittsystemen zur Verfügung stellt, ganz gleich über welches Schnittstellenformat. Um schnell auf Trends reagieren zu können, dürfen Systeme nicht dauerhaft an Grenzen stoßen.

Welche Entwicklungen außerdem das Digital Business für Händler und Hersteller 2017 bestimmen, zeigen wir im Trendkompass „Handelskraft 2017 »Von Menschen und Maschinen«“. Jetzt kostenlos herunterladen.

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