Das Geld liegt nicht auf der Straße, es hängt im Kleiderschrank

Kleider angeordnet
Quelle: pexels

Glaubt man einer repräsentativen Umfrage von Greenpeace, lagern über eine Milliarde unbenutzte Kleidungsstücke in deutschen Schränken. Nicht nur Motten, auch gewiefte Wirtschaftswissenschaftler erkennen hier ein gewisses Potential. Umweltbewusste Menschen kämpfen ohnehin gegen den verschwenderischen Umgang mit unserer zweiten Haut. Stichwort: Second-Hand!

Wegwerf-Gesellschaft Deutschland

Durchschnittlicher Kleidungsbestand
Quelle: Greenpeace

Die Ende 2015 veröffentlichte Greenpeace-Studie gewährt nicht nur Einblicke in die Kleiderschränke, sie enthüllt auch einige interessante Fakten zum Kaufverhalten und zur Tragedauer von Mode. Demnach besitzen erwachsene Personen (18-69 Jahre) in Deutschland im Schnitt 95 Kleidungsstücke – Socken und Unterwäsche nicht mit eingerechnet. Davon tragen wir jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie, weil ein Jahr gar nicht genügend Tage hat, um es zu tun. Im Taschenrechner summieren sich diese Schrankhüter entsprechend schnell zu einer Milliarde ungenutzter Kleidungsstücke.

Kleidungsbestand in Deutschland
Quelle. Greenpeace

Gerade einmal 21 Prozent der Menschen sortieren ihre Kleider nur dann aus, wenn sie kaputt sind oder nicht mehr passen. Nicht gebrauchte Kleidung wird dann oft einfach im Müll entsorgt und nicht wiederverwendet. Eine Verschwendung finden viele Umweltschützer. Das muss nicht sein. Entweder man nutzt einen zertifizierten Altkleidercontainer oder man verkauft seine selten getragenen Sachen einfach weiter.

Umgang mit Kleidung
Quelle: Greenpeace

Kleidungsverkauf leicht gemacht

Laut Greenpeace gibt es eine Abhängigkeit zwischen gekaufter Kleidung und Einkommen, Bildung und Herkunft. Das heißt: Umso mehr wir verdienen, desto größer und gefüllter der heimische Kleiderschrank. Genau an diese Zielgruppe möchte der Online-Second-Hand-Shop Rebelle herantreten. Kleidung, die einem nicht mehr gefällt oder aus der wir herausgewachsen sind, möchte Rebelle für uns in Bares verwandeln. Dabei hat sich das Unternehmen auf hochpreisige Designer Marken á la Gucci, Channel oder Dolce & Gabbana spezialisiert. Marken von H&M, Primark oder C&A sucht man hier vergebens. Auch Männer und Kinder schauen beim Luxus Second Hand Shop in die Röhre. Diesen Markt überlässt Rebelle bewusst anderen Plattformen wie ebay Kleinanzeigen, Kleiderkreisel, Mamikreisel oder Momox, um nur einige wenige zu nennen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Auf seinem Marktplatz hat Rebelle der Produktpiraterie den Kampf angesagt. Denn auf Plattformen wie eBay oder Kleiderkreisel verstecken sich Plagiate in jeder Ecke: »Abendkleid wie Hugo Boss« – aber nicht tatsächlich Boss. »Tolles Feen-Outfit NoaNoa« – aber nur ein gerüschter Fetzen statt dänischer Romantik. In der Hoffnung, das ultimative Schnäppchen gekauft zu haben, werden viele Käufer dann zu Hause enttäuscht. Aus dem frisch geöffneten Karton glänzt eben nicht die neue Ledertasche von Gucci, sondern ein wertloses Plagiat aus Plastik. Doch die Rechtslage ist schwierig, denn Privatverkäufer beschreiben Produkte nach bestem Wissen und Gewissen und schließen Gewährleistungen aus. Die Verkäufer sind nur schwer zu greifen, mitunter wird auch Geklautes angeboten.

Genau da möchte Rebelle ansetzen. Der Tausch Ware gegen Geld findet nicht direkt zwischen Verkäufer und Käufer statt. Gebrauchte Designer Kleidung von privaten Verkäufern kann entweder auf Provisionsbasis über den Rebelle Marktplatz, oder den Seller selbst verkauft werden. Bei letzterer Option bleiben Edelhandtasche und Co. also beim Verkäufer zu Hause. Rebelle prüft mit seinen Experten auf Echtheit der Ware und stellt erst dann die Kleidung zur Verfügung. Nur so können sich Kunden beim Kauf wirklich sicher sein, wertvolle Originale zu ergattern. Das Vertrauen zahlt sich aus: Erst kürzlich verkaufte Rebelle über seinen Marktplatz eine Handtasche im Wert von 65.000€.

Nachdem die Produkte auf Echtheit kontrolliert wurden, setzt ein Fotograf die Kleiderstücke gekonnt in Szene und ein professionaler Autor schreibt Produkttexte, die nicht nur aussagekräftig, sondern auch wahr sind. Diesen Service lässt sich Rebelle natürlich bezahlen. Im Schnitt behält das Unternehmen 30 Prozent des Verkaufspreises ein – Gewinnmargen, wie man sie etwa aus dem Kunsthandel kennt.

Ähnlich wie Das internationale Unternehmen TheRealReal geht Rebelle sogar noch einen Schritt weiter und bietet einen »Personal-Concierge-Service« an, die auch mal gemeinsam mit dem potentiellen Seller den Kleiderschrank nach verborgenen Schätzen durchforsten und die Ware mitnehmen.

Der Weg zum Erfolg

Ein Unternehmen wie Rebelle findet seinen Platz im Internet selbstverständlich nicht durch Mundpropaganda auf den Straßen. Daher legten die Gründer von Beginn an sehr viel Wert auf Suchmaschinenoptimierung (SEO), um Reichweite zu erzielen und neue Kunden auf ihre Plattform zu locken. Ebenso war ihnen wichtig, dass sich die anspruchsvolle Zielgruppe vom ersten Klick auf der Website bis hin zum magischen Moment des Auspackens absolut wohl fühlt. Die hochwertige Marke und die dazugehörige Philosophie spiegeln sich zum Beispiel in der edlen Verpackung wider, die viele Kunden besonders begeistert und dem Luxusartikel den verdienten Rahmen verleiht.

Nicht nur Luxuskleiderstücke finden neue Besitzer

Der Second-Hand Markt für Mode wächst und wächst. Klare Aussagen zum Marktumsatz in der Branche gibt es noch nicht. Das vor fünf Jahren gegründete Startup Rebelle macht Gerüchten zufolge mittlerweile über 10 Millionen Umsatz im Jahr. Vite EnVogue, ein etablierter Konkurrent, setzt im Jahr etwa 15 Millionen Euro um.
Diesen Markt möchten natürlich auch große Unternehmen besetzen. So versucht seit kurzem auch Zalando mit Wardrobe als Second Hand Plattform zu punkten. Zalando profitiert von den gewonnenen Daten und bespielt die potentiellen Kunden mit personalisierter Werbung, auf dass soeben ausgemistete Kleiderschränke sofort wieder gefüllt werden.

Die Zukunft liegt im Kreislauf

Der Trend zu einem nachhaltigen und umweltschonenden Leben ist spürbar. Wie machen uns immer mehr Gedanken über unseren Planeten und um die Menschen, die ihn auch in tausenden von Jahren noch bewohnen möchten. Aus Nischenmärkten können sich mit der Zeit Märkte mit großen Potential entwickeln. Unternehmen, die von Anfang an mit dabei sind, profitieren von Erfahrung und Kundenbeziehungen, aber auch lokale Tauschbörsen können sich halten. Denn in vielen Städten gibt es auch kleinere Second Hand-Läden, die Aussortiertes aufkaufen und interessante Schätze anbieten – oft gibt es vor Ort noch einen leckeren Kaffee dazu.

Selbst Trends erkennen und durchstarten

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