»Wenn Nachhaltigkeit ein schlechter Business Case ist, müssen wir Rechnen neu erfinden.« – #HK2023 Speakerin Katharina Aguilar im Interview

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Der neue Weg der Transformation ist digital UND nachhaltig. Das ist nicht nur das Credo von Katharina Aguilar, sondern auch Titel ihrer Opening Keynote auf der Handelskraft Konferenz am 22. März im Kunstkraftwerk Leipzig. Im Handelskraft Interview gewährt uns Katharina heute bereits erste Einblicke in diese Erfolgssymbiose.  

  • Nachhaltigkeit kostet nur. 
  • Wie soll das denn gehen in meiner Branche? 
  • Was bringt mir das für mein Business? 

Kommt euch bekannt vor? Dann lasst euch von Katharina vom Gegenteil überzeugen. Hört von ihr, wie mithilfe von Digitalisierung selbst die vermeintlich nachhaltigkeitsfremdesten Branchen ihren Teil leisten und damit auch noch ihren wirtschaftlichen Erfolg ankurbeln können.  

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Das Interview im Überblick

  1. Über Katharina Aguilar
  2. Trends im Digital Business: Zwischen Hype und Realität
  3. Das richtige Mindset
  4. Datentransparenz first
  5. Innovationskultur ist keine Frage der Branche
  6. Wirtschaftliche Vorteile digitalet Nachhaltigkeit
  7. Ein Hoch auf Agilität
  8. Digitale Nachhaltigkeit auf der #HK2023: Jetzt Ticket sichern!

Nachhaltigkeit ist die Basis guter Innovationskultur: Über Katharina Aguilar

Katharina ist Unternehmerin, Speakerin und gelernte Moderatorin. Nach fast zehn Jahren im Innovations- und Start-up-Bereich der Automobilindustrie gründete sie mit 7places ihr eigenes Unternehmen.

Gemeinsam mit ihrem Team bringt sie Praxiswissen aus Smart City, New Work, Digitalisierung und nachhaltigen Lebensräumen zu Unternehmen und öffentlichen Institutionen. Eines von Katharinas Schwerpunkt- und Herzensthemen ist die Symbiose aus Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Bei deiner täglichen Arbeit spielen Zukunftstrends eine große Rolle. Welche Trends siehst du in diesem Jahr als besonders relevant für Unternehmen?

Wow, das ist natürlich eine ziemliche Bandbreite, an der ich täglich vorbeikomme. Ich denke, wir müssen uns der Frage aus zwei Richtungen nähern: Einmal von der Basis, also der Frage, woran Unternehmen nun wirklich nicht mehr vorbeikommen. Und auf der anderen Seite, was sind die großen Themen, die sich langsam einschleichen und jetzt sehr subtil sichtbar werden, dafür aber in zehn Jahren das Ruder übernehmen werden.

Naja, und dann gibt’s dazwischen noch den Hype. Fangen wir damit mal an, weil ohnehin jeder drüber stolpert: Auf Seiten der Digitalisierung ist es aktuell ChatGPT, was ja eigentlich symbolisch für den Zugang von KI-Lösungen für alle steht.

Und dann das Metaverse, was eigentlich repräsentativ für eine neue Ära des Internets steht, nämlich eine neue Dimension. Diese beiden Themen werden uns noch lange beschäftigen und werden mit Sicherheit in 2023 in aller Munde bleiben.

Dann aber zu den Basics. Hierzu zähle ich als allererstes Mal die Nachhaltigkeit: Kein Unternehmen kann heute noch ernsthaft Business machen, ohne sich mit Nachhaltigkeitszielen zu befassen oder selbst zu fragen, welche Spuren das eigene Tun auf dem Planeten hinterlässt.

Zweitens, aus meiner Sicht auch ein Thema des nachhaltigen Unternehmertums: Wie geht ihr mit euren Fachkräften um? Habt ihr verstanden, wie Arbeiten in Zukunft funktioniert und welche Mechanismen ihr beherrschen MÜSST, um in Zukunft relevant zu bleiben?

Wir werden völlig neue Dinge sehen, von 4-Tage-Wochen, über immer mehr fully Remote Teams, bis hin zu neuer Unternehmenskultur. Diese Frage müssen wir unweigerlich auf den Umgang mit Kundinnen und Kunden übertragen, Stichwort Customer Obsession.

Und das letzte große Ding aus meiner persönlichen Perspektive ist die Verschmelzung analoger und digitaler Welt, die immer mehr voranschreitet.

Nachhaltigkeit ist auch eine Frage des Mindsets

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei der Themen, die Unternehmen derzeit besonders beschäftigen. Welche der damit einhergehenden Herausforderungen sollten sie jetzt konkret angehen, um auch in fünf Jahren noch erfolgreich zu sein?

Auch hier kann man sehr vielfältig drauf antworten. Eine der größten Herausforderungen, die ich sowohl in der Digitalisierung als auch in der Nachhaltigkeit beobachte, ist die Einstellung zum Mehrwert aus diesen Themen.

Bei der Digitalisierung wird häufig noch immer Digitalisierung um der Digitalisierung willen betrieben. Nach Nutzen, Mehrwert oder echtem Fortschritt, den die Digitalisierung bringt, wird häufig erst im zweiten Schritt gefragt.

Ich sehe schmerzlich, wie viel Geld und damit auch Vertrauen in Digitalisierungsprozessen auf der Straße gelassen wird, weil wichtige Kompetenzen in diesen Prozessen komplett vergessen werden. Gerade bei großen Unternehmen, in denen ich selbst auch an die zehn Jahre tätig war, hört man in diesen Prozessen bis zum letzten Tag nie das Wort »Kunde« .

Wie soll da was Sinnhaftes bei rumkommen? Hier also meine Empfehlung, IMMER beim Nutzer, beim Kunden einer Technologie anzufangen: Welches Problem gilt es zu lösen?

Noch dramatischer sehe ich es in der Nachhaltigkeitsbewegung. Hier fehlt es häufig schlicht an Adaptionsfähigkeit. Wenn auch nur der leise Verdacht aufkommt, das mit der Nachhaltigkeit könnte mehr kosten oder mehr Aufwand verursachen, sind Projekte im Keim erstickt und die vermeintliche Begründung für die Sinnlosigkeit dieser Bestrebungen gefunden.

Hier gilt es radikal, und das betone ich wirklich, neue Messkriterien für Entscheidungen zu finden. Wer aus tiefer Überzeugung nachhaltig arbeiten will, der wird schnell feststellen, dass Nachhaltigkeit in Wahrheit häufig in der Gesamtkalkulation günstiger ist. Wenn Nachhaltigkeit ein schlechter Business Case ist, müssen wir Rechnen neu erfinden.

Nachhaltigkeit braucht Datentransparenz

Die Symbiose aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit klingt sehr abstrakt. Hast du konkrete Beispiele, wie das Zusammenspiel erfolgreich funktionieren kann?

Nun, da sind wir wieder beim Punkt, dass Digitalisierung eh nie betrieben werden sollte, um digital zu sein. Sondern zum Beispiel, um Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen.

Da gibt’s unzählige Beispiele. Ich kenne kaum ein sinnvolles Nachhaltigkeitsthema, das ohne Digitalisierung besser funktioniert als mit.

Wie erfassen wir unseren Energieverbrauch und rechnen aus, welche Ressourcen wo am effizientesten nutzbar sind? Was jeder inzwischen kennen sollte, sind Apps, die sehr transparent darstellen, welchen CO2-Ausstoß man mit seinem Mobilitätsverhalten verursacht.

Ganz allgemein ist eines der häufigsten Themen die Datenvisualisierung: Wenn wir wüssten, welchen Einfluss es hat – in Zahlen, in anschaulichen Beispielen – ob ein Meeting virtuell, in Person oder gar nicht stattfindet, dann würden wir, garantiert, völlig andere Entscheidungen treffen – und viel seltener überhaupt Meetings abhalten.

Wenn wir die Daten anschaulich im Supermarkt dabeihätten, wo die Avocado herkommt, wie die Kuh gelebt hat, wie viel Schadstoffe im Wein stecken – wir würden rückwärts wieder rauslaufen.

Nichts kann diese Information besser aufbereiten, validieren und zur richtigen Zeit ausspielen als die Digitalisierung. Und diese Daten werden in Zukunft – glücklicherweise – in der Symbiose dieser beiden Themen immer greifbarer sein und unser Verhalten fundamental beeinflussen.

Nachhaltig digital wirtschaften ist keine Frage der Branche

Welche Branchen sind hier die Vorreiter und welche Branchen haben hier noch viel zu tun?

Nicht selten sind die Branchen, die mit großem Ressourceneinsatz funktionieren, die sich schwertun, weil sie häufig originär weder mit digitalem noch mit nachhaltigem Handeln groß geworden sind.

Da kommen insbesondere die Baubranche, die Reiseindustrie oder die Konsumbranche im Allgemeinen nicht sonderlich gut weg – genauso die »schweren« Industrien rund um Maschinenbau. Viele von ihnen stehen vor der Herausforderung, alle Transformationsprozesse gleichzeitig zu bewältigen – ihre Geschäftsmodelle neu erfinden, aus Analogem Digitales machen und dann auch noch rauszufinden, wie sie das, was sie tun, überhaupt weitermachen können, wenn wir immer härtere Nachhaltigkeitsauflagen kriegen.

Umgekehrt sind Industrien, die stets am Puls der Zeit funktionieren, also alles rund um Wissenschaft, Innovation oder Software, deutlich sichtbare Vorreiter; auch einige Industrien, die es verstehen und gewohnt sind, sich stetig neu zu erfinden, wie die Automobilindustrie – auch wenn wir hier quasi von einem Jahrhundertprozess sprechen. Insgesamt muss man aber leider sagen, dass alle noch viel zu tun haben.

Digitale Nachhaltigkeit bietet zahlreiche Vorteile

Was haben Unternehmen verschiedener Branchen davon, digitale Lösungen und Nachhaltigkeitsziele zu verknüpfen?

Wie bereits ausgeführt, bietet diese Verknüpfung zahlreiche Vorteile. Nachhaltige Prozesse können mit digitalen Methoden effizienter aufgesetzt und verfolgt werden. Mit Papier und Stift kommen wir nun mal nicht weit, wenn wir in einer immer komplexeren Welt leben wollen.

Daten können mithilfe der Digitalisierung gesammelt, kontextualisiert, dargestellt und zu Entscheidungen gebracht werden. Wie viel verbrauchen wir wirklich? Wie viel Müll erzeugt Prozess A, wie viel Ineffizienz steckt in Prozess B?

KI wird hier Unmögliches leisten können und proaktiv neue Handlungsvorschläge machen. Ein weiteres anschauliches Beispiel ist die Optimierung von Reiserouten Geschäftsreisender. Oder die Optimierung von Fahrwegen von Logistikfahrzeugen. Sie helfen nicht nur dem Planeten, sondern sparen Zeit und Geld ein – so wird es immer mehr Fälle geben, wo das Sinnvolle mit dem Nötigen verbunden wird.

Schwieriger betrachte ich die Branchen, die eigentlich davon leben, nicht-nachhaltiges, gar verschwenderisches Verhalten zu fördern, da sind wir bei der Konsumbranche.

Selbst für Branchen, bei denen man am wenigsten vermuten würde, sie könnten nachhaltiger wirtschaften, ist Licht am digitalen Horizont.

Ein interessantes Beispiel bietet hier die Reisebranche, bei der es darum geht, Menschen in Bewegung zu halten. Wir sind gerade an einem Projekt beteiligt, bei dem solarbetrieben Elektrofahrzeuge Reisende über Mallorca transportieren – unser Produkt hilft, die richtigen Orte, auch für nachhaltigen Konsum, ausfindig zu machen. In diesem Summenspiel muss es dann darum gehen, Menschen nichts wegzunehmen, sondern das bestmögliche Szenario zu schaffen. 

Nachhaltigkeit baut auf agile Prinzipien

Was können deiner Meinung nach Unternehmen von Start-ups lernen, wenn es um das Verknüpfen von Nachhaltigkeit und Digitalisierung geht?

Den Mut, einfach mal was total Verrücktes auszuprobieren. Das » Out-of-the-Box-Denken« in einem Umfeld, in dem man explizit außerhalb des Bekannten denken soll.

Zudem bin ich natürlich ein großer Fan der Lean-Startup-Methode, die so gut wie jedem Unternehmen nützen würde: Bevor etwas zu Ende entwickelt wird, einen Proof-of-Concept machen. Das Prinzip Fail Early, Fail Cheap. Die Erlaubnis zum Scheitern. Ideenprozesse vereinfachen und in das tägliche Doing integrieren. Validieren, validieren, validieren. In Partnerschaften denken. Weniger Geheimnistuerei, intern wie extern. Mit etwas Unperfektem rausgehen und so viel echtes Feedback wie möglich einsammeln. Und der radikal andere Umgang mit Dingen, die nicht funktionieren – Versagen ist ein Geschenk zum Lernen.

In großen Unternehmen werden häufig Schuldige gesucht, wenn etwas nicht klappt, während man sich bei erfolgreichen Projekten gar nicht davor retten kann, wer es gewesen sein will. Im Start-up erlebe ich es häufig ganz anders und besser: Einer für alle, alle für einen – wenn es klappt und wenn es scheitert.

Digitale Nachhaltigkeit auf der #HK2023: Jetzt Ticket sichern!

Du bist zum ersten Mal bei der Handelskraft-Konferenz dabei. Was erwartest du von dem Event und was können die Teilnehmenden von deiner Keynote erwarten?

Ich erwarte besonders viele verschiedene Perspektiven von spannenden Menschen, die sich alle aus ihrer eigenen Richtung mit der Thematik befassen und in ihrer täglichen Erlebniswelt ganz eigene Herausforderungen haben, die ich kennenlernen möchte.

Von meiner Keynote darf man immer Unerwartetes erwarten – aufrüttelnde 

Handelskraft Konferenz 2023 Digitaler Horizont

Erkenntnisse, völlig neue Blickwinkel, Momente der Klarheit und handfeste Empfehlungen. Außerdem spare ich nicht mit Praxisbeispielen, Metaphern und Lachern – langweilig wird es auf gar keinen Fall!

Klartext, Tipps und Humor: wenn das nicht neugierig macht. Seid am 22. März 2023 dabei, erlebt Katharina live on Stage, nehmt Wissen mit und macht Business draus.

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