20 Jahre Google: Nie wieder Social Media

Surfer unter Riesenwelle
Quelle: pixabay

Instagram, Facebook und Twitter sind die in der westlichen Hemisphäre wohl am bekanntesten sozialen Netzwerke. Facebook zählt trotz Datenskandal weiterhin 2,34 Milliarden aktive Nutzer. Social Media ist damit ein Phänomen, dass das World Wide Web auf dem heutigen Stand stark beeinflusst und weiterhin beeinflussen wird.
 
Das dachte sich auch Google um das Jahr 2010: Mit Google+ und Google Wave versuchte das US-Unternehmen, auch im Social-Media-Bereich Fahrt aufzunehmen. Rückblickend kann dieses Experiment als gescheitert angesehen werden. Der vierte Teil der Handelskraft-Reihe »20 Jahre Google« blickt daher auf einen dunklen Moment in der Google-Firmengeschichte: Der Versuch, ein eigenes soziales Netzwerk zu platzieren.

Lasst uns die Welle reiten!

Google Wave ist ein wenig bekanntes Projekt von Google gewesen. Der Dienst startete 2009, wurde aber quasi ein Jahr später schon wieder eingestellt. Ziel war die Verschmelzung mehrerer Kommunikationswege, wie beispielsweise E-Mail und Instant Messaging, um so eine »neue Art« der Kommunikation zu schaffen. Nutzer konnten so eigene »Wellen« erstellen und diese Nutzern hinzufügen.

Google Wave war aber anscheinend nicht so erfolgreich, wie Google sich das gewünscht hätte. Dabei hat die Idee einer solchen »Super-Plattform« durchaus Potential. Will man verstehen, wie Google Wave sich hätte entwickeln können, braucht man nur nach China zu schauen: Mit WeChat hat Tencent eine omnipräsente digitale Plattform geschaffen, mit der man chatten, online shoppen oder ein Auto mieten kann.

„Teilen wie im richtigen Leben…“

Nachdem das mit Wave nicht so lief, Facebook, was die Nutzerzahlen anging, immer weiter vornweg lief und mit dem Erfolg von Twitter klar wurde „Es gibt Platz für mehr als ein soziales Netzwerk!“, veröffentliche Google 2011 mit Google+ einen eigenen Social-Media-Dienst. Dank der Pflicht, dass sich jeder Google-Nutzer doch bitte auch ein Google+-Profil zu erstellen hat, wuchs die Nutzerzahl rasant an und erreichte 2013 immerhin 360 Millionen monatlich aktive Nutzer.

Auch Google+ hatte durchaus ähnliches Potential wie WeChat. Immerhin können Nutzer eine Vielzahl der Google-Dienste mit Hilfe eines Google+-Kontos erreichen und nutzen. Google+ gewährt damit nicht nur Zugang zur Kommunikation mit anderen Personen, sondern ist auch der Schlüssel zu weiteren digitalen Diensten, wie beispielsweise YouTube oder ehemals Picasa. Nur konnte das Unternehmen selten den Eindruck erwecken, dass die Google-Landschaft ein in sich geschlossenes System ist.

Zu stark ist die Facebook-Familie mitsamt WhatsApp und Instagram. Es fällt daher schwer, Google+ als Erfolg oder Misserfolg einzustufen. Während man Browser-Kriege gewann, gab es im Social-Media-Bereich für Google nicht viel zu holen, dennoch hat man ein soziales Netzwerk entwickelt, das auch heute noch treue Nutzer besitzt. Trotzdem: Sucht man nach »Top Social Media Networks« oder vergleichbaren Begriffen, findet man Listen in denen Google+ – wenn überhaupt – am unteren Ende steht.

V ∝ n²

Eine Ursache für die Schließung von Google Wave und das Dahinsiechen von Google+ steckt in der Gleichung: »V ∝ n²«. Mit dieser Formel von Robert Metcalfe lassen sich Monopolbildungen ganz gut erklären: Demnach ist ein soziales Netzwerk mit zehn Nutzern nicht nur zehnmal so wertvoll wie ein Netzwerk mit einer Person, sondern hundertmal so wertvoll. Diese Gleichung folgt der Logik, dass der Verkauf des ersten Telefons unglaublich schwierig gewesen sein muss, da man einen Zugang zu etwas verkaufen musste, das noch gar nicht existiert, und zwar die Möglichkeit mit anderen Menschen zu telefonieren. Mit wem telefoniert man aber als erster Besitzer eines Telefons?

So ließe sich auch der Untergang der VZ-Netzwerke (studiVZ, meinVZ, schülerVZ) gut erklären. Während die VZ-Kanäle mir Zugang zu deutschsprachigen Gleichgesinnten versprechen, öffnet mir Facebook die Türen zu Menschen aus aller Welt. Die VZ-Netzwerke wurden damit überflüssig.

Wenn das zentrale Versprechen sozialer Netzwerke also die Verbindung zu anderen Personen ist, dann ist die Höhe der Nutzerzahl und die damit wachsende Möglichkeit der Reichweite wichtiger als technische Features. Deswegen werden die meist genutzten Web-Dienste wie Facebook oder WhatsApp eben nicht jeden Tag von technisch besser konzipierten Apps abgelöst, sondern hegen in einer ansonsten schnelllebigen Zeit eine gewisse Konsistenz.

Google hatte zwar vor allem mit Wave gute Ideen für die Zukunft der Kommunikation, doch scheiterten die Social-Media-Bemühungen an der Ausdehnung des bis dato größten sozialen Netzwerkes der Geschichte: Facebook.

Die richtige Welle nehmen

trendbuch_2018_coverDas Scheitern von Google+ und Google Wave zeigt, dass selbst der Online-Gigant nicht vor der Dynamik der digitalen Transformation und dem ständigen Wandel unserer Erwartungen und gefeit ist. Gute Ideen sind also kein Geheimrezept für Unternehmenserfolg.

Umso wichtiger ist es, Trends und damit einhergehend, (neue) Nutzerwartungen frühzeitig zu erkennen, um mit der eigenen Strategie nicht von der nächsten großen Welle digitaler Innovationen und Herausforderungen überrascht zu werden oder im schlimmsten Fall unterzugehen. Mit dem Trendbuch Handelskraft 2018 »Vorwärts zur digitalen Exzellenz« schwimmt ihr auf jeden Fall auf der richtigen Welle. Denn dort zeigen wir euch, auf welche Details es für digitalen Erfolg ankommt.

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